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Rezensionen

Neue Luzerner Zeitung Nr. 191 vom 20.08.1998
 

Festakt im Kultur- und Kongresszentrum Luzern.
 
Entgegen der Meldung in der NZZ vom 19. 8. 98 spielte nicht das Luzener Sinfonieorchester, sondern das Luzerner Trompeten-Ensemble die Auftragskomposition «Luzerner Fanfare zum Eröffnungsakt des Kultur- und Kongresszentrums Luzern (1998)» von Krzysztof Penderecki.
mjm.


Tages-Anzeiger vom 19.08.1998
 

Festlich, sinnlich, überzeugen
 
Thomas Bolli, Luzern

Am Morgen noch wurden die granatroten, tiefgrünen und nachtblauen Aussenfassaden poliert. Gegen Mittag regnete es vorübergehend auf das spektakuläre Dach. Nach 16 Uhr wurde die Menschenschar vor dem Kultur- und Kongresszentrum (KKL) immer ausgesuchter. Um 17 war der Konzertsaal fast voll besetzt. Die feinmustrige Gipsverkleidung leuchtete weiss und blau, fast kalt. Kaum ein Wort. Dann schlössen die Motoren säuselnd die Echokammern, das Licht sank ins Gelb. Erster Applaus. Dann schmetterte das Luzerner Trompeten-Ensemble die «Luzerner Fanfare» von Krzysztof Penderecki hinein in die Stille. Voller Klang, nah, klar. Der Konzertsaal, Kernstück und erster vollendeter Teil der dreifaltigen Kulturkathedrale Luzerns, war ganz Musik, der Auftakt zum zweistündigen Festakt gelungen.

Aus einer Tradition heraus
«Ich glaube, dass dieses Bauwerk bereits lange in uns gelebt hat, bevor es auf so aufwendige Art seine eindrückliche Form fand.» Der tschechische Staatspräsident Vaclav Havel war zwar nicht persönlich in Luzern anwesend, doch den vielleicht dichtesten Satz zum KKL und der traditionsreichen Musikstadt hat er geprägt. Er erklärt, weshalb es der Kleinstadt Luzern gelungen ist, ein so aussergewöhnliches Haus fürs 21. Jahrhundert zu bauen und weshalb man sich gestern schon fast wie zu Hause fühlte. Havel erinnerte in seiner Rede auch an den dreissigsten Jahrestag der Niederschlagung Jes Prager Frühlings und dankte für die Hilfe, die die Schweiz seinem Land habe zukommen lassen. Havel sprach von einer lautlos aus der Sternenhimmel-Jecke in den Saal hinuntergerollten Leinwand aus, ab Video. Seine Frau Dagmar Havlova gab ihrer Hoffnung Ausdruck, das virtuelle Treffen mit ihrem Mann bereite Freude, die illustren Gäste applaudierten kräftig.

«Rüdig Fröid»
Bundespräsident Flavio Cotti rühmte das Gemeinschaftswerk. Es sei beispielhaft, und das Engagement der privaten Sponsoren und Spender verdiene unsere volle Bewunderung. Launig schliesslich seine Schlussworte, auf luzerndeutsch vorgetragen und auf Alt-Stadtpräsident Franz Kurzmeyer anspielend: «Ech ha Fröid, mer händ alli Fröid. Rüdig Fröid.»

Der Funke sprang, das Publikum dankte, Franz Kurzmeyer, dieser barocke Ge¬mütsmensch, schoss aus dem Sessel hoch.

Luzerns amtierender Stadtpräsident Urs W. Studer rief dazu auf, die Mög¬lichkeiten des KKL zu nutzen und es mit jenem gemeinschaftlichen Geist zu bele¬ben, aus dem heraus es entstanden sei. Jean Nouvel dankte fürs Vertrauen, das ihm in Luzern entgegengebracht worden sei, und sagte: «Es steht heute ein glück¬licher Architekt vor Ihnen.» Das ist ein schönes Kompliment an alle Beteiligten.

Nach einer musikalischen Einlage klang der Festakt mit Rachmaninows Kantau «Der Frühling» aus. Dann nippten die Prominenten einige Minuten am Aperoglas, diskutierten ihre Eindrücke, Vertreter der Landeskirche segneten das Bau werk. Ein paar Schritte weiter nahmen du Raddampfer und Motorschiffe die Gela denen auf. Draussen auf dem See wurde ihnen ein Nachtessen in die anbrechende Nacht hinein serviert.


Basellandschaftliche Zeitung Nr. 191 vom 19.08.1998
 

Luzerns Jahrhundertbauwerk, das Kultur- und Kongresszentrum, ist mit einem Festakt eröffnet worden. Bundespräsident Flavio Cotti zollte Luzern Bewunderung für das neue Wahrzeichen. Von einer Grossleinwand verkündete der am Kommen verhinderte tschechische Staatspräsident Vaclav Havel seine Gedanken.
«Wird Kultur ermöglicht, wird sie sichtbar»
Das Kultur- und Kongresszentrum Luzern ist feierlich eröffnet worden
 
Luzern. (sda). Das neue Kultur- und Kongresszentrum (KKL) symbolisiere die Kultur als Quelle und als «Grossmacht gegenseitiger Verständigung», sagte Vaclav Havel über Video zur feierlichen Eröffnung von Luzerns Jahrhundertbauwerk. Der tschechische Staatspräsident konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht am Festakt teilnehmen. Das KKL füge sich ein in bestehende Strukturen und Gewohnheiten Luzerns, insbesondere in die Tradition der Musikfestwochen, fügte Havel an. Er glaube, dass dieses Bauwerk seines Lieblingsarchitekten Jean Nouvel «bereits lange vorher in uns gelebt hat, bevor es auf so aufwendige Art seine eindrückliche Form fand».

Havels Dank an Luzern
Zuvor hatte Havel sich für die Hilfe bedankt, die die Tschechoslowakei nach der Zerschlagung des Prager Frühlings 1968 namentlich aus Luzern erfahren habe. Diese Hilfe, etwa durch die Publikation tschechischer Autoren, sei wietergegangen, als das Interesse für das besetzte Land nachgelassen habe. «Die Stadt Luzern hat sich in diesem Zusammenhang auf bedeutende Art fest in die tschechische Erinnerung und die Geschichte der tschechischen Kultur ein-geprägt.»

Mit Interesse verfolge man heute die Entwicklung der Beziehung der Schweiz zur EU, fuhr Havel fort. Die Diskussion über das heutige Gesicht Europas drehe sich vor allem um die Rolle des Bürgers. Tschechien selbst kehre nun dorthin zurück, wohin es seit jeher gehöre: In ein Europa, das durch ein gemeinsames kulturelles und historisches Erbe und gemeinsame demokratische Prinzipien definiert sei. Bundespräsident Cotti sprach von einem bedeutenden Tag für die Musik und die Kultur der ganzen Schweiz. Kultur werde sichtbar, wenn Kultur er-möglicht werde. Luzern habe genau das bewiesen. Das Kultur- und Kongresszentrum sei eine der zukunftsträchtigsten kulturellen Initiativen der letzten Jahrzehnte überhaupt.

Verbindendes Dach
Der Wille, etwas zu tun, mache den Menschen aus, sei seine Kultur, schloss der Bundespräsident seine Rede. Etwas zu tun, nicht weil es ihm materiellen Gewinn^ verspreche, sondern weil es ihm gefalle, weil er es schön finde und weil es ihn anrege. Diese Kultur habe in Luzern ein neues Zuhause gefunden. Pas neue architektonische Monument, so Stadtpräsident Urs W. Studer, sei Chance und Einladung. Chance, einen offenen Kulturbegriff weiterzuentwickeln, der die Kunst in all ihren Formen ernst nehme und ihr den lebensnotwendigen Freiraum gebe. Das von Nouvel geschaffene Werk mit dem verbindenden Dach sei seine Einladung an alle, die an Kultur und Begegnungen interessiert seien. Als Ort der Kultur könne Luzern über unser Land hinausstrahlen und zur besseren Verständigung beitragen.

Umrahmt wurde der Festakt im Konzertsaal mit Musik. Zum Auftakt führte das Luzener Trompeten-Ensemble Krysztof Pendereckis Auftragskomposition «Luzerner Fanfare» erstmals auf. Den Rest des musikalischen Programms bestritten das Luzerner Sinfonieorchester und der Chor der St. Hedwigs-Kathedrale Berlin unter Vladimir Ashkenazy. Dem Festakt schloss sich ein Bankett auf dem See an. Drei Dampf- und fünf Motorschiffe wurden für die 1850 Gäste eingesetzt. Geladen waren Personen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur, vor allem aber rund tausend Donatoren des KKL.

Das Lob der Berliner
Das KKL des französischen Architekten Jean Nouvel vereinigt unter einem riesigen Dach verschiedene Nutzungen. Mit dem Konzertsaal ist jetzt erst ein Teil eröffnet worden. Er erhielt gestern auch Lob von den Berliner Philharmonikern, die heute die Internationalen Musikfestwochen eröffnen und so den neuen Konzertsaal einweihen werden. Chefdirigent Claudio Abbado ist mit der Akustik des Saales sehr zufrieden. Ende 1999 wird der Rest des KKL - die Stadthalle, das Kunstmuseum und das Kongresszentrum - dem Betrieb übergeben. Luzerns Jahrhundertbauwerk am See kostet 205 Millionen Franken.


Solothurner Nachrichten vom 19.08.1998
 

«Moderne Kathedrale» der Musik
Kultur- und Kongresszentrum Luzern eröffnet
 
Umrahmt wurde der Festakt im Konzertsaal mit Musik. Zum Auftakt spielte das Luzerner Trompetenensemble Krysztof Pendereckis «Luzerner Fanfare», die Uraufführung einer Auftragskomposition zur KKL-Eröffnung. Das Luzerner Sinfonieorchester unter Vladimir Ashkenazy interpretierte sodann Wagners Vorspiel zu den «Meistersin¬gern», Mozarts Konzert für Flöte und Orchester Nr. 2 mit James Galway als Solisten und schliesslich zusammen mit dem Chor der St.-Hedwigs-Kathedrale Berlin Rachmaninows Kantate «Der Frühling».
Dem Festakt schloss sich ein Bankett auf dem See an. Drei Dampf- und fünf Motorschiffe wurden für die 1850 Gäste eingesetzt. Geladen waren Personen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur, vor allem aber rund tau¬send Donatoren des KKL.
Festmarathon
Die offizielle Eröffnung von gestern abend war erst die Ouvertüre zu einem festlichen Dreiklang zur Einweihung des neuen Kultur- und Kongresszentrums, das von Architeckt Jean Nouvel als «moderne Kathedrale» der Musik bezeichnet wird. Heute abend eröffnet ein Konzert der Berliner Phil¬harmoniker die Internationalen Musik¬festwochen. Auf dem Programm stehen die Orchesterkomposition «In-Schrift» von Wolfgang Rihm sowie die 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven. Das Konzert ist nur für geladene Gäste -darunter die über 1000 Donatoren, die-den Bau finanziell unterstützt haben. Das Schweizer Fernsehen sendet das Konzert aber live (20.15 Uhr auf SF2), und es wird auf eine Grossleinwand auf dem Kapellplatz in der Luzerner Altstadt übertragen.
Samstag: Luzern feiert
Am Samstag, 22. August, findet dann der «Luzerner Tag», das Fest für die Stadt Luzern statt. Dazu gehören:


4 «Feuer und Wasser», eine Weltpremiere zum Abschluss: Das Feuerwerk von Toni Bussmann wird mit I.ivo-Musik umrahmt - für jede und jeden nach seinem Geschmack. Auf vier Radio-Tonspuren können vier verschie¬dene Musikstile gewählt und mitgehört werden (21.45 Uhr).

Thema: Festmusik
Ein «Festival der Feste» wollen die ganzen Internationalen Musikfestwochen dieses Jahr sein. Dazu wurden verschiedene andere Festivals zu Konzerten eingeladen, so die London l'roms, die Salzburger Festspiele, das Jazz Festival Montreux und erstmals auch die Bayreuther Festspiele. Ein ganzer Konzertzyklus ist auch der «Musik zu Fe¬sten» aus verschiedenen europäischen Kulturen gewidmet: Vom Flamenco über ein schwedisches Mittsommerfest bis zur Hochzeitsmusik der Klezmer.

Auch dieses Jahr gibt es ausserdem zahlreiche Kammerkonzerte sowie die Konzertreihe «Musica nova». Als Leiter und Composer in residence amtet der Oboist, Komponist und Dirigent Heinz Holliger. Er wird vor allem eigene Werke einführen und aufführen, sda/eba Sämtliche Sinfoniekonzerte der IMF sind ausverkauft Vorverkauf für andere Konzerte: Tel. 041 226 44 80.


Neue Luzerner Zeitung Nr. 188 vom 18.08.1998
 

Konzertsaal: Luzerner Fanfare
Penderecki zur Saaleröffnung
 
Wenn es um die erstmalige Realisierung eines neuen Musikwerkes geht, kann mitunter eine Probe ebenso interessant seih wie die eigentliche Uraufführung. Bei einer Gesamtprobe zu Pendereckis «Luzener Fanfare» jedenfalls war der Weg von der «Lesung» bis zum Ausfeilen der Gestaltung sehr spannend. Das war etwa so, wie wenn sich ein Berg aus dem Nebeldunst herausschält, die Umrisse zuerst, dann auch die plastische Gestalt und die Farben. Am Pult steht nicht von ungefähr Vladimir Ashkenazy Als der Wahlluzerner, Pianist und Dirigent von Weltklasse, vor Jahren in einem LNN-Gespräch den Bau eines «nationalen Konzerthauses» anregte, hätte ich allerdings nicht gedacht, ihn so bald hier Haus am See arbeiten zu sehen.

Saalakustik
Im Saal und an einem Steuerpult sind; Akustiker im Einsatz, der Dirigent fragt mitunter ins Auditorium, ob man ein bestimmtes Instrument oder Detail angemessen höre: Eine veränderbare Raumakustik ist eben bei aller technischen Brillanz alles andere als eine fixe |Grösse, die man bereitstellt, und damit hätte es sich dann. Kommt dazu, dass; bei den Proben im leeren Saal andere Verhältnisse herrschen als beim Konzert. Die Akustikfrage bleibt also auch übers Eröffnungsdatum hinaus spannend.

Acht Trompeter sind im Einsatz (von der tiefen Basstrompete übers Flügelhorn, eine B- und drei C-Trompeten bis hinauf zu zwei hohen in Es), fünf auf dem Podest, drei auf der Orgelempore, dazu ein Pauker und zwei Schlagzeuger. Eine gehörige, anlassgerechte Festfanfare ist das geworden. Aber bevor das Werk in traditioneller Feierlichkeit ausschwingt, baut sich ein Stück auf, das in seinen Verlauf durchaus auch modernere Klänge integriert. Es dauert übrigens sechs Minuten - laut Angabe des Verlages Schott, der das Material fristgerecht bereitgestellt hat.

Auftragskomposition
Die Idee, Penderecki einen Kompositionsauftrag zu erteilen, hatte das Luzerner Trompeten-Ensemble, wie dessen Leiter Jörg Conräd erzählt Und nach dem sie Anklang gefunden hatte, konnten die Initianten die Alice-Bucher-Stiftung für das Projekt begeistern, welche sich mit der AML in die Finanzierung teilte. Das Luzerner Sinfonieorchester AML, das mit zwei Benefizkonzerten unter Herbert Blomstedt und Marcello Viotti zur Baufinanzierung beigetragen : hat, bestreitet den musikalischen Teil des Eröffnungsaktes im Haus am See mit weiteren Werken von mit Luzern verbundenen Komponisten: Richard Wagner und Sergej Rachmaninow.

Linus David


Neue Luzerner Zeitung vom 18.08.1998
 

KKL-Eröffnung: Mehr als eine musikalische Umrahmung durch Vladimir Ashkenazy und das Luzerner Sinfonieorchester
Gleich vier Testkonzerte in einem Eröffnungsakt
 
Der erste Test in den musikalischen Teilen des Eröffnungsakts war bald bestanden: Die absolute Grundstille im Raum war erfahrbar, auch weil das Publikum gebannt in einem Saal lauschte, der offensichtlich zum konzentrierten Hören verführen kann. Das musikalische Programm selbst schien wie ein Test in vier Teilen und mit unterschiedlichsten Besetzungen konzipiert - und zwar auffälligerweise als Test nicht für die (unverändert geschlossenen) Echokammern, sondern für den Grundklang des inneren Primärsaals.

Dass Nouvels Wort von der Kathedrale auch akustisch Sinn macht, zeigte zu Beginn die «Luzerner Fanfare» für acht Trompeten und zwei Schlagwerke, die Krzystof Penderecki als Auftragswerk für diesen Anlass geschrieben hat: ein Werk, das mit seufzenden Lamento-Figuren nachdenklich anhob, bevor es über tänzerische Motorik hinweg zu majestätischer Fanfarenpracht aufblühte. Dass es aufblühte, war dem vorzüglichen Spiel des Luzerner Trompeten-Ensembles zu verdanken - und einem Saal, der die räumlich verteilten Bläserstimmen mitsamt auftosendem Schlagwerk in kathedralenartiger Pracht atmen Hess, mit einer Hallzeit, die Fülle gab und doch jede Sauce vermied.

Bühnennähe auch in der 18. Reihe
Ähnliches galt für den Klang der solistischen Flöte in Mozarts D-Dur-Konzert KV 314. Hier lag die erste Tugend des Luzerner Sinfonieorchesters unter der Leitung von Vladimir Ashkenazy vor allem darin, mit delikater Pianokultur Raum zu schaffen für den Solisten - James Galway, der das Werk virtuos und tonschön, aber allzu gleichförmig durcheilte. Phantastisch aber war hier die direkte Präsenz des Flötentons, die gleichsam den Abstand zur 18. Reihe im Parkett psychologisch auf ein paar Meter reduzierte.

Das ist ein gutes Omen für solistische Auftritte aller Art. Vor allem schien sich hier zu bekräftigen, dass dieser Saal vorab für Blasinstrumente vorzügliche, ja optimale Bedingungen bietet – vielleicht mitunter auf Kosten der hohen Streicher, denen man namentlich in Richard Wagners Meistersinger-Ouvertüre mehr Glanz und Strahlkraft gewünscht hätte.

Ein solcher Eindruck kann auch mit der Wiedergabe und Orchesteraufstellung - mit den unterbelichteten Bratschen rechts im Vordergrund – zusammenhängen. Er hatte aber vor allem zur Folge, dass diese Meistersinger trotz zügiger Gangart doch recht massig wirkten, mit dem Resultat, dass man sich eher für den delikaten Mozart, aber nicht für dies grossbesetzte Werk mehr Hallvolumen gewünscht hätte. Die Einstellung der Echokammern hängt eben auch mit Fragen der Interpretation zusammen.

Umarmung durch den Klang
Die optimale Verbindung von Klarheit und Transparenz einerseits mit Rundung und Fülle des Klangs anderseits soll eines der Qualitätsmerkmale der Luzerner Saalakustik werden. Muster-gültig vorgeführt wurde es ausgerechnet mit Rachmaninows opulent besetzter Frühlingskantate: mit differenziert hörbaren und doch homogen verschmelzenden Instrumentalregistern des engagiert agierenden Sinfonieorchesters, dem sonor gestaltenden Bariton Matthias Goerne sowie einem Chorklang, der selbst im flächig ausufernden Fortissimo Transparenz und Strahlkraft wahrte (mit dem Festwochenchor und Chor der St.-Hedwigs-Kathedrale Berlin, Einstudierung Franz Schaffner und Alois Koch): Hier wurde die angestrebte Umarmung durch den Klang zum Ereignis.

URS MATTENBERGER